THCP im Drogentest: Was Sie wissen müssen

Von Annika Roth    An 22 Sep, 2025    Kommentare (0)

THCP im Drogentest: Was Sie wissen müssen

THCP ist ein neuartiger Cannabinoid, das 2019 erstmals isoliert wurde. Während THC (Tetrahydrocannabinol) bereits gut erforscht ist, steckt die THCP-Forschung noch in den Anfängen. Beide Substanzen gehören zur Familie der Cannabinoide, unterscheiden sich aber in ihrer chemischen Struktur und ihrer Bindungsaffinität zu CB1‑Rezeptoren. Diese Unterschiede können Einfluss darauf haben, wie lange und mit welcher Sensitivität sie in einem Drogentest nachgewiesen werden können.

Wie funktionieren Drogentests?

Moderne Drogentests beruhen auf dem Nachweis von Metaboliten - das sind die Abbauprodukte, die der Körper nach dem Konsum von Substanzen produziert. Die drei gängigsten Probenarten sind Urintest, Bluttest und Haarprobe. Jeder Test hat seine eigenen Vor‑ und Nachteile in Bezug auf Nachweisfenster, Invasivität und Kosten.

  • Urintest ist die am häufigsten genutzte Methode, weil er wenig invasiv ist und ein relativ breites Nachweisfenster von 3‑30 Tagen (abhängig von Substanz und Konsummuster) bietet.
  • Bluttest liefert den direktesten Nachweis von aktiven Cannabinoiden im Blutkreislauf, wobei das Fenster meist 24‑48 Stunden beträgt.
  • Haarprobe kann Konsum über mehrere Monate nachweisen, weil Metaboliten in die Haarfaser eingebettet werden.

Die Wahl der Methode hängt stark vom Anwendungsfall ab: Arbeitgeber bevorzugen oft Urintests, während Gerichte bei Verdachtsfällen eher Blut- oder Haarproben anfordern.

Nachweisbarkeit von THCP

Da THCP erst seit wenigen Jahren bekannt ist, gibt es nur begrenzte Daten zu seiner Nachweisbarkeit. Die meisten Laboratorien verwenden bislang ausschließlich Testkits für THC-Metaboliten (wie 11‑COOH‑THC). In einer Studie des German Federal Institute for Drugs and Medical Devices (BfArM) wurde jedoch gezeigt, dass THCP‑Metaboliten chemisch sehr ähnlich zu THC‑Metaboliten sind und bei hochsensitiven LC‑MS‑Methoden (Liquid‑Chromatography‑Mass‑Spectrometry) separat quantifiziert werden können.

Wichtige Faktoren, die die Nachweisbarkeit beeinflussen, sind:

  • Nachweisgrenze (LOD) - moderne LC‑MS‑Geräte können Konzentrationen unter 0,1ng/mL detektieren, was für THCP ausreichend sein könnte.
  • Konsummenge - höhere Dosen produzieren mehr Metaboliten, was die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses erhöht.
  • Metabolisierungsrate - individuelle Unterschiede in Leberenzymen (z.B. CYP2C9) können das Nachweisfenster verlängern oder verkürzen.

Praktisch bedeutet das: Wenn ein Labor nur nach THC‑Metaboliten sucht, ist die Chance hoch, dass ein THCP‑Konsum übersehen wird. Sobald jedoch ein Labor auf breitere Cannabinoid‑Panels umstellt, kann THCP in den üblichen Nachweiszeiten (Urintest: bis zu 2‑3Wochen, Bluttest: bis zu 48Stunden) identifiziert werden.

Vergleich: THCP vs. THC

Nachweisparameter von THCP und THC
Parameter THC THCP
Hauptmetabolit 11‑COOH‑THC 11‑COOH‑THCP (analog)
Nachweisgrenze (Urintest) 50ng/mL (Standard) ≈30ng/mL (LC‑MS)
Nachweisfenster (Urin) 3‑30Tage 5‑35Tage (bei hoher Dosis)
Nachweisfenster (Blut) 12‑24Stunden 24‑48Stunden
Bindungsaffinität (CB1‑Rezeptor) 1×10⁻⁶M ≈10‑³M (ca.30‑mal stärker)

Der Vergleich zeigt, dass THCP in der Regel etwas länger nachweisbar ist - vor allem, weil es stärker an CB1 bindet und dadurch mehr Metaboliten hinterlässt. Trotzdem spielen Labor‑Methodik und die gewählte Nachweisgrenze die entscheidende Rolle.

Rechtlicher Rahmen in Deutschland

Rechtlicher Rahmen in Deutschland

Seit dem Inkrafttreten des Cannabis‑Gesetzes 2024 dürfen bestimmte Cannabis‑Produkte unter Auflagen für medizinische Zwecke verschrieben werden. THCP ist jedoch nicht explizit in der Betäubungsmittel­liste vermerkt. Das Bundesamt für Justiz klassifiziert neue Cannabinoide, die strukturell ähnlich zu THC sind, häufig als „Anlage‑I‑ähnlich“, was bedeutet, dass sie ohne spezielle Genehmigung illegal sind.

Für Arbeitgeber bedeutet das:

  • Ein positives Ergebnis für THC‑Metaboliten gilt laut §26 ArbStättG als Verstoß, unabhängig davon, ob das Opfer tatsächlich THCP konsumiert hat.
  • Ein Labor, das THCP separat nachweist, kann zu einer strengeren rechtlichen Bewertung führen, weil THCP als nicht‑genehmigter Stoff gilt.
  • Arbeitnehmer sollten sich bewusst sein, dass ein Nachweis von unbekannten Cannabinoiden (z.B. THCP) ebenfalls arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Im Strafrecht liegt die Beweislast bei der Staatsanwaltschaft: Ohne einen klaren Nachweis von THCP‑Metaboliten wird es schwierig, eine Verurteilung wegen Besitzes eines nicht‑gelisteten Betäubungsmittels zu erreichen.

Praktische Tipps für Konsumenten

Wenn Sie Produkte konsumieren, die THCP enthalten (z.B. spezielle Vaporizer‑Liquids oder Konzentrate), beachten Sie folgende Punkte, um Überraschungen beim Drogentest zu vermeiden:

  1. Informieren Sie sich über die Labor‑Methodik Ihres Arbeitgebers. Viele Unternehmen nutzen Schnelltests, die nur THC erfassen.
  2. Setzen Sie auf Produkte mit klarer Kennzeichnung und Labortests, die die Konzentration von THCP angeben.
  3. Planen Sie einen ausreichenden „Wash‑out‑Period“, also mindestens 2‑3Wochen Abstand zum Test, wenn Sie hohe Dosen konsumiert haben.
  4. Falls ein Test positiv ausfällt, fordern Sie ein Confirmatory‑Test (LC‑MS) an, das zwischen THC‑ und THCP‑Metaboliten unterscheiden kann.
  5. Bei rechtlichen Unsicherheiten ziehen Sie einen Fachanwalt für Arbeits‑ und Betäubungsmittelrecht zu Rate.

Der Schlüssel ist Transparenz: Wer weiß, was genau konsumiert wird, kann besser einschätzen, wie lange es im Körper nachweisbar bleibt.

Zusammenfassung

THCP ist ein starkes Cannabinoid, das - sofern ein Labor ein breites Cannabinoid‑Panel verwendet - im Urin, Blut und Haar nachweisbar ist. Die Nachweisgrenze liegt bei modernen LC‑MS‑Analysemethoden unter 0,1ng/mL, was bedeutet, dass sogar geringe Dosen erfasst werden können. Rechtlich gilt THCP derzeit in Deutschland als nicht‑genehmigter Stoff, sodass ein positiver Befund arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Testmethoden kennen, Produkte mit Laborzertifikaten wählen und ausreichend Zeit zwischen Konsum und Test einplanen.

Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen

Wird THCP in Standard‑Urintests erkannt?

Die meisten Standard‑Urintests schauen nur nach THC‑Metaboliten. Ohne ein erweitertes Cannabinoid‑Panel bleibt THCP meist unentdeckt. Moderne Labore, die LC‑MS einsetzen, können THCP jedoch separat nachweisen.

Wie lange bleibt THCP im Urin nachweisbar?

Bei moderaten Dosen liegt das Nachweisfenster im Urin bei etwa 5‑35Tagen, abhängig von Stoffwechselrate und Testempfindlichkeit.

Gibt es einen Unterschied beim Bluttest?

Ja. Im Blut wird THCP typischerweise 24‑48Stunden nach dem Konsum nachgewiesen, weil es schnell in die Leber transportiert wird und dort zu Metaboliten abgebaut wird.

Ist THCP illegal in Deutschland?

THCP ist nicht explizit im Betäubungsmittelgesetz gelistet, wird aber häufig als analog zu THC betrachtet und gilt damit faktisch als illegal, wenn es nicht für medizinische Zwecke zugelassen ist.

Kann ich einen positiven Test anfechten?

Ja. Fordern Sie ein Confirmatory‑Verfahren (z.B. LC‑MS) an, das zwischen THC‑ und THCP‑Metaboliten unterscheidet. Ein Ergebnis, das nur THC nachweist, kann bei Nachweis von THCP rechtlich anders bewertet werden.

Welche Produkte enthalten typischerweise THCP?

Derzeit finden sich THCP‑Konzentrate vor allem in spezialisierten Vaporizer‑Liquids und in manchen Vollspektrum‑Extrakten, die von kleinen, oft internationalen Herstellern angeboten werden.