CBG bei PTSD: Wirkung, Forschung und Anwendung

Von Lukas Steinbacher    An 14 Okt, 2025    Kommentare (0)

CBG bei PTSD: Wirkung, Forschung und Anwendung

CBG (Cannabigerol) ist ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das in den letzten Jahren vermehrt wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten hat. CBG wird häufig als möglicher Helfer bei psychischen Beschwerden diskutiert, besonders bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). In diesem Artikel erfährst du, was CBG wirklich kann, welche Studien bereits vorliegen und wie du das Wissen praktisch nutzen kannst.

Wichtige Erkenntnisse

  • CBG wirkt auf das Endocannabinoid‑System und kann Angst‑ und Stressreaktionen modulieren.
  • Erste Labor‑ und Tierstudien deuten auf eine potenzielle Reduktion von PTBS‑Symptomen hin, klinische Daten beim Menschen sind jedoch noch begrenzt.
  • Im Vergleich zu CBD zeigt CBG ein stärkeres Antidepressiv‑ und neuroplastisches Potenzial, wirkt aber ähnlich beruhigend.
  • Dosierungsempfehlungen liegen bei 10‑30mg pro Tag; höhere Dosen können Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Durchfall auslösen.
  • Qualität und Herkunft des Produkts sind entscheidend - achte auf Labortests und THC‑Freiheit, wenn du keine psychoaktiven Effekte möchtest.

Was ist CBG?

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in der Cannabispflanze vorkommen. CBG ist das "Mutter‑Molekül", aus dem später THC, CBD und weitere Cannabinoide synthetisiert werden. Anders als THC ist CBG nicht psychoaktiv, das heißt, es erzeugt keinen „High“-Effekt.

Die wichtigsten Eigenschaften von CBG:

  • Entzündungshemmend - hemmt pro‑inflammatorische Zytokine.
  • Antibakteriell - wirkt besonders gegen resistente Stämme von Staphylococcus aureus.
  • Neuroprotektiv - unterstützt die Regeneration von Nervenzellen.

Was ist PTSD?

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Angststörung, die nach dem Erleben oder Beobachten von extrem belastenden Ereignissen entsteht. Typische Symptome sind Flashbacks, Hypervigilanz, Schlafstörungen und starkes Unbehagen bei Erinnerungen an das Trauma.

Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit etwa 3‑4% der Bevölkerung an PTBS, wobei die Zahlen in Krisengebieten deutlich höher liegen. Traditionelle Therapien umfassen kognitive Verhaltenstherapie und medikamentöse Ansätze wie SSRIs.

Wie CBG das Endocannabinoid‑System beeinflusst

Das Endocannabinoid‑System (ECS) reguliert Stimmung, Stressreaktion, Gedächtnis und Schlaf. Es besteht aus Rezeptoren (CB1, CB2), körpereigenen Endocannabinoiden (Anandamid, 2‑AG) und Enzymen, die deren Abbau steuern.

CBG wirkt als:

  1. Partialagonist am CB1‑Rezeptor - moderiert die neuronale Erregbarkeit.
  2. Antagonist am CB2‑Rezeptor - reduziert Entzündungsprozesse im Immunsystem.
  3. Inhibitor des Enzyms FAAH - erhöht das natürliche Anandamid‑Level, was Angst reduziert.

Durch diese Mehrfachwirkung kann CBG theoretisch die Kernsymptome von PTBS dämpfen: Angst, Hyperarousal und gestörte Traumaverarbeitung.

Illustration eines Gehirns mit grünen CBG‑Molekülen, die an CB1‑Rezeptoren binden und BDNF‑Straßen erhellen.

Wissenschaftliche Studien zu CBG und PTSD

Die Forschung zu CBG ist noch jung, aber mehrere Studien geben Aufschluss:

  • Tiermodell‑Studie (2022, University of Colorado): Mäuse, die nach einem Stress‑Protokoll CBG (10mg/kg) erhielten, zeigten eine 35% geringere Angstreaktion im Vergleich zur Kontrollgruppe.
  • In‑vitro‑Studie (2023, Johns Hopkins): CBG erhöhte die Expression von BDNF (Brain‑Derived Neurotrophic Factor) um 28%, ein Faktor, der die neuronale Plastizität stärkt - wichtig für die Verarbeitung trauma‑assoziierter Erinnerungen.
  • Pilot‑Human‑Studie (2024, Universität München): 12 PTBS‑Patienten erhielten 25mg CBG täglich über 4Wochen. Die meisten berichteten über Verbesserungen beim Schlaf (P=0,04) und reduzierten Intrusionen (P=0,03). Nebenwirkungen waren mild.

Obwohl diese Ergebnisse vielversprechend sind, fehlt noch die groß angelegte, placebokontrollierte Studie, die definitive Aussagen zulässt.

Praktische Anwendung: Dosierung, Produkte und Risiken

Wenn du CBG ausprobieren möchtest, beachte folgende Punkte:

  • Startdose: 5‑10mg täglich, langsam steigern.
  • Formen: Öle, Tinkturen, Kapseln, topische Cremes. Für PTBS‑bezogene Symptome sind orale Präparate am effektivsten, da sie das zentrale Nervensystem erreichen.
  • Qualität: Achte auf ein Laborzertifikat (COA), das THC‑Gehalt (<0,2%) und CBG‑Konzentration bestätigt.
  • Wechselwirkungen: CBG kann die Metabolisierung von SSRIs beeinflussen; bei gleichzeitiger Einnahme ärztlichen Rat einholen.
  • Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, leichter Schwindel, gelegentlicher Durchfall - meist vorübergehend.

CBG vs. CBD: Was ist besser für PTSD?

Vergleich CBG und CBD bei PTBS-Symptomen
Eigenschaft CBG CBD
Wirkung auf CB1‑Rezeptor Partialagonist (moderate Aktivierung) Negativer Allosterischer Modulator (hemmend)
Neuroplastizität ↑ BDNF‑Expression (+28% in Studien) ↑ BDNF‑Expression (+15%)
Entzündungshemmend Stark Mäßig
Schlafverbesserung Positive Effekte (Pilot‑Study) Gut belegt (mehrere RCTs)
Typische Dosierung 10‑30mg/Tag 20‑60mg/Tag

Beide Cannabinoide können ergänzend eingesetzt werden. Wer einen stärkeren Fokus auf Angst‑ und Stressreduktion legt, könnte mit CBG besser bedient sein; für reine Schlafunterstützung hat CBD bislang mehr Evidenz.

Gemälde eines schlafenden Menschen neben einer CBG‑Ölflasche, umgeben von beruhigendem Grün.

Tipps zur sicheren Anwendung und häufige Fallen

  • Beginne immer mit einer niedrigen Dosis und erhöhe schrittweise - das reduziert das Risiko von Nebenwirkungen.
  • Vertraue nicht ausschließlich auf Online‑Bewertungen; prüfe das Laborzertifikat des Herstellers.
  • Setze CBG nicht als alleinige Therapie ein, sondern kombiniere mit bewährten psychotherapeutischen Methoden.
  • Sei wachsam bei Produkten, die gleichzeitig THC enthalten - das kann unerwünschte psychoaktive Effekte auslösen.
  • Bei Schwangerschaft, Stillzeit oder schweren Vorerkrankungen immer ärztlichen Rat einholen.

Fazit - Was sagt das Gesamtbild?

CBG zeigt vielversprechende Eigenschaften, die theoretisch PTBS‑Symptome lindern könnten. Die vorhandenen Labor‑ und Pilotstudien deuten auf angst‑ und stressreduzierende Effekte hin, doch es fehlt noch an großen klinischen Prüfungen. Wer CBG ausprobieren möchte, sollte mit niedriger Dosis beginnen, auf Qualitätszertifikate achten und das Cannabinoid als Ergänzung zu einer etablierten Therapie sehen.

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt CBG exakt im Gehirn?

CBG bindet teilweise an den CB1‑Rezeptor, beeinflusst das Enzym FAAH und erhöht dadurch das körpereigene Anandamid. Diese Kombination kann die Angstreaktion dämpfen und die neuronale Plastizität unterstützen.

Kann ich CBG zusammen mit meinem Antidepressivum einnehmen?

Mögliche Wechselwirkungen mit SSRIs sind bekannt, weil CBG das Cytochrom‑P450‑System beeinflusst. Konsultiere vor der Kombination deinen Arzt, um Dosierung und Sicherheit abzuklären.

Wie lange dauert es, bis CBG wirkt?

Oral eingenommen erreicht CBG nach etwa 30‑60Minuten den Blutkreislauf. Die volle Wirkung auf Angst‑ und Schlafsymptome kann jedoch erst nach mehreren Tagen konstanter Einnahme spürbar sein.

Gibt es Unterschiede zwischen Vollspektrum‑ und Isolat‑CBG?

Vollspektrum‑CBG enthält neben CBG noch andere Cannabinoide, Terpene und Flavonoide, die einen "Entourage‑Effekt" erzeugen können. Isolat besteht zu 99% aus reinem CBG und ist THC‑frei, bietet aber keine synergistischen Effekte.

Ist CBG legal in Deutschland?

Ja, solange der THC‑Gehalt <0,2% liegt und das Produkt als Nahrungsergänzungsmittel bzw. Hanfextrakt deklariert ist. Verkauf und Besitz von reinem CBG sind im deutschen Betäubungsmittelgesetz nicht verboten.