Viele Tierhalter fragen sich, ob CBD wirklich stärker gegen Schmerzen wirkt als herkömmlicher Hanf. Der Unterschied zwischen beiden Begriffen ist oft verwirrend, besonders wenn es um die Gesundheit von Hunden und Katzen geht. In diesem Beitrag klären wir, was CBD und Hanf eigentlich sind, wie sie im Körper von Tieren wirken und welche Variante sich in der Praxis bewährt hat.
CBD ist ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das aus der Hanfpflanze extrahiert wird. Es bindet an das Endocannabinoid‑System (ECS) von Säugetieren und moduliert Schmerzrezeptoren, Entzündungsprozesse und Stressreaktionen. CBD steht für Cannabidiol und wird meist als Öl, Kapsel oder Leckerlizutat verabreicht. Im Gegensatz dazu bezeichnet Hanf die ganze Pflanze bzw. das getrocknete Kraut, das neben CBD auch THC, andere Cannabinoide und Terpene enthält. Gerade in der Tiermedizin wird häufig zwischen reinem CBD‑Extrakt und Vollspektrum‑Hanf unterschieden.
Wie das Endocannabinoid‑System bei Tieren funktioniert
Das Endocannabinoid‑System (ECS) ist ein körpereigenes Netzwerk aus Rezeptoren, Endocannabinoiden und Enzymen, das fast jede physiologische Funktion reguliert. Bei Hunden und Katzen finden sich hauptsächlich die Rezeptoren CB1 im zentralen Nervensystem und CB2 im Immunsystem. Wenn ein Tier Schmerzen hat - etwa durch Arthritis, postoperative Beschwerden oder chronische Entzündungen - senden diese Rezeptoren Signale, die das Schmerzempfinden verstärken. CBD kann diese Signale dämpfen, indem es die Aktivität von CB1 und CB2 moduliert.
CBD versus Hanf: Was steckt chemisch dahinter?
| Merkmal | CBD‑Extrakt | Vollspectrum‑Hanf |
|---|---|---|
| Herkunft | Isoliertes Cannabidiol aus Hanfsamen | Ganzes Pflanzenmaterial inkl. Samen, Blätter, Blüten |
| THC‑Gehalt | 0 % (keine psychoaktive Wirkung) | 0,2 % - 0,3 % (nach EU‑Grenzwert) |
| Cannabinoidprofil | Nur CBD | CBD, CBG, CBC, geringe Mengen THC + Terpene |
| Wirkung auf Schmerzen | Direkte CB‑Modulation, gut erforscht | Entzündungshemmend durch Entourage‑Effekt |
| Empfohlene Dosierung (kg Körpergewicht) | 0,2 - 0,5 mg CBD | 0,3 - 0,7 mg Vollspektrum‑Extrakt |
| Sicherheit | Sehr gut, kaum Nebenwirkungen | Gut, aber mögliche Sedierung bei höheren THC‑Werten |
Dosierung und Anwendung bei Hunden und Katzen
Die richtige Dosierung hängt vom Gewicht, der Schmerzintensität und dem individuellen Stoffwechsel des Tieres ab. Als Faustregel gilt:
- Kleinere Hunde (≤ 10 kg) starten mit 0,1 mg CBD pro kg Körpergewicht.
- Mittlere bis große Hunde (10‑30 kg) benötigen 0,2 mg/kg, größere Tiere bis zu 0,4 mg/kg.
- Katzen reagieren sensibler; 0,05 mg/kg reicht oft aus.
- Die Dosis langsam steigern, bis eine spürbare Schmerzlinderung eintritt.
- Mindestens 2‑3 Wochen beobachten, dann die Wirksamkeit bewerten.
CBD‑Öle lassen sich am einfachsten unter die Futtermittel mischen. Vollspectrum‑Hanf wird häufig als Leckerli oder Spray verwendet, das den Tierhalter mehr Flexibilität gibt.
Wissenschaftliche Studien und Praxisberichte
Seit 2021 gibt es mehrere klinische Studien, die den Nutzen von CBD bei tierischen Schmerzen belegen. Ein 2023 veröffentlichtes Paper im Journal of Veterinary Pharmacology untersuchte 45 Hunde mit osteoarthritischen Schmerzen und fand nach vier Wochen täglicher CBD‑Gabe eine durchschnittliche Schmerzlinderung von 30 % gegenüber Placebo. Vollspectrum‑Hanf‑Produkte wurden in kleineren Pilotstudien getestet; die Ergebnisse zeigen ebenfalls Verbesserungen, allerdings mit stärkerer Schwankungsbreite, weil die Zusammensetzung von Terpenen und Neben‑Cannabinoiden variieren kann.
Tierärzte berichten, dass Hunde mit chronischen Rückenschmerzen nach einer Umstellung von herkömmlichen Schmerzmitteln auf CBD‑Extrakte oft weniger Sedierung und weniger Magen-Darm‑Probleme zeigen. Bei Katzen ist die Datenlage dünner, aber einzelne Fälle zeigen, dass CBD auch bei Feline‑Arthrose wirksam sein kann.
Potentiale Nebenwirkungen und Sicherheitshinweise
Wie bei jedem Nahrungsergänzungsmittel gilt: Vor der Anwendung sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Nebenwirkungen von CBD sind selten, können aber leichte Magenverstimmungen, trockenen Mund oder leichte Sedierung umfassen. Vollspectrum‑Hanf kann bei höheren THC‑Werten zu Schläfrigkeit oder leichtem Koordinationsverlust führen - das ist bei Hunden nicht gewünscht.
Wichtige Sicherheitstipps:
- Nur Produkte mit THC‑Gehalt unter 0,2 % verwenden (EU‑Regelung).
- Auf Zertifizierungen achten - Laborberichte sollten Cannabinoid‑Profil, Pestizide, Schwermetalle und mikrobiologische Belastungen ausweisen.
- Keine Produkte mit synthetischen Zusatzstoffen oder Zuckerzusätzen geben.
- Bei Schwangerschaft oder Welpen/Kitten lieber ganz auf CBD verzichten.
Praktische Entscheidungshilfe: CBD‑Extrakt oder Vollspectrum‑Hanf?
Die Wahl hängt stark vom Einzelfall ab:
| Kriterium | CBD‑Extrakt | Vollspectrum‑Hanf |
|---|---|---|
| Reinheit | Sehr hoch - nur CBD | Gemischte Cannabinoide + Terpene |
| Entourage‑Effekt | Weniger ausgeprägt | Stärker, potenziell bessere Schmerzlinderung |
| THC‑Risiko | Kein Risiko | Gering, aber möglich |
| Preis | Etwas höher pro mg | Preislich oft günstiger |
| Verträglichkeit | Sehr gut | Gut, aber mögliche Sedierung |
Für Erstversuche empfiehlt sich meist ein reiner CBD‑Extrakt, weil das Risiko minimal ist und die Dosierung leichter zu kontrollieren ist. Bei langanhaltenden, komplexen Schmerzzuständen kann ein Vollspectrum‑Produkt mit Entourage‑Effekt stärker wirken - dann sollte man ein Produkt mit nachweislich niedrigem THC‑Gehalt wählen.
Umsetzung im Alltag: Tipps für Tierhalter
- Produkt immer in der Originalverpackung aufbewahren, um Licht‑ und Luftkontakt zu minimieren.
- Eine kleine Menge ins Futter mischen, dann das Futter gut durchrühren - so wird die Aufnahme erhöht.
- Ein Tagebuch führen: Gewicht, Dosierung, Schmerzskalierung (z. B. 1‑10), eventuelle Nebenwirkungen.
- Regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt, besonders bei langfristiger Anwendung.
- Nie kombinieren mit anderen Schmerzmitteln ohne tierärztliche Anweisung - Wechselwirkungen sind kaum erforscht.
Fazit: Welches Mittel ist besser?
Wenn du nach einer sicheren, gut kontrollierbaren Option suchst, ist ein reiner CBD‑Extrakt die praktischere Wahl. Er liefert konsistente Dosierungen, hat praktisch keine Nebenwirkungen und ist rechtlich unbedenklich. Vollspectrum‑Hanf kann jedoch dank des Entourage‑Effekts bei besonders hartnäckigen Schmerzen etwas mehr greifen, solange du ein Produkt mit niedrigem THC‑Gehalt wählst.
Der Schlüssel liegt also nicht im „besser“ oder „schlechter“, sondern im passenden Produkt für das spezifische Schmerzprofil deines Tieres und in einer sorgfältigen Überwachung durch den Tierarzt.
Häufig gestellte Fragen
Wie schnell wirkt CBD bei Hunden?
Einige Tierhalter berichten von einer Wirkung bereits nach 30 Minuten, typische volle Wirkung tritt jedoch nach 1‑2 Stunden ein. Die Dauer hängt von Dosierung, Fütterungszeitpunkt und dem individuellen Stoffwechsel ab.
Ist THC für Hunde gefährlich?
Ja, selbst niedrige THC‑Dosen können bei Hunden zu Erbrechen, Zittern und erhöhter Herzfrequenz führen. Deshalb sollten Tierprodukte streng THC‑frei oder unter 0,2 % bleiben.
Kann ich CBD gleichzeitig mit NSAIDs geben?
Grundsätzlich ja, aber immer erst mit dem Tierarzt abklären. In einigen Fällen kann die Kombination die Magenschleimhaut zusätzlich belasten.
Welche Prüfungen sollten CBD‑Produkte für Tiere haben?
Ein unabhängiges Laborzertifikat, das Cannabinoid‑Profil, THC‑Gehalte, Pestizide, Schwermetalle und mikrobiologische Belastungen nachweist.
Wie lange kann ich CBD dauerhaft meinem Tier geben?
Langzeitstudien sind noch begrenzt, aber bisherige Beobachtungen zeigen, dass eine monatelange Anwendung ohne gravierende Nebenwirkungen möglich ist. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen bleiben unverzichtbar.