Können 10-Jährige Edibles essen?

Von Lukas Steinbacher    An 2 Nov, 2025    Kommentare (0)

Können 10-Jährige Edibles essen?

Ein 10-Jähriger bekommt versehentlich eine Cannabis-Cookie von einem Freund. Was passiert dann? Ist das gefährlich? Wie reagiert der Körper? Und was sollte man tun, wenn es schon passiert ist? Diese Fragen stellen sich Eltern, Lehrer und auch Kinder selbst, wenn sie von Edibles hören. Die Antwort ist einfach: Nein, ein 10-Jähriger sollte keinesfalls Edibles essen. Nicht aus moralischen Gründen allein - sondern weil der Körper eines Kindes auf THC extrem empfindlich reagiert.

Was sind Edibles überhaupt?

Edibles sind Lebensmittel, die mit THC oder CBD aus der Cannabis-Pflanze angereichert wurden. Das kann ein Keks, eine Gummibonbon, eine Schokolade oder sogar ein Getränk sein. Im Gegensatz zum Rauchen wird das THC beim Essen über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Das bedeutet: Die Wirkung setzt später ein - oft erst nach 30 bis 90 Minuten - und hält viel länger an, manchmal bis zu 12 Stunden. Für einen Erwachsenen kann das eine kontrollierte Erfahrung sein. Für ein Kind ist es ein Risiko.

Warum ist THC für Kinder so gefährlich?

Das Gehirn eines 10-Jährigen ist noch in der Entwicklung. Bis zum Alter von etwa 25 Jahren baut es neue Verbindungen auf, besonders in Bereichen, die für Konzentration, Impulskontrolle und Emotionsregulation zuständig sind. THC stört diesen Prozess. Studien zeigen, dass schon eine einzige hohe Dosis THC bei Kindern zu schweren neurologischen Reaktionen führen kann: Verwirrtheit, extreme Angst, Erbrechen, schneller Puls, sogar Krampfanfälle.

Ein Fall aus dem Jahr 2023 in den USA dokumentierte einen 9-Jährigen, der nach dem Verzehr einer Cannabis-Schokolade ins Krankenhaus kam. Er war nicht ansprechbar, hatte stark verlangsamte Atmung und musste beatmet werden. Er überlebte - aber nur mit intensiver medizinischer Versorgung. Solche Fälle sind selten, aber sie passieren. Und sie sind vermeidbar.

Wie viel THC ist gefährlich für ein Kind?

Es gibt keine sichere Dosis für Kinder. Selbst eine einzige Cannabis-Cookie mit 5 mg THC kann bei einem Kind schwere Symptome auslösen. Ein Erwachsener verträgt oft 10-20 mg, manchmal mehr. Ein Kind wiegt aber nur ein Drittel bis ein Viertel so viel wie ein Erwachsener. Sein Körper verarbeitet THC langsamer, und sein Gehirn hat noch keine Toleranz entwickelt.

Einige Edibles enthalten sogar 50 mg THC pro Stück - das ist für einen Erwachsenen stark, für ein Kind tödlich potenziell. Und viele Produkte sehen aus wie normale Süßigkeiten: bunte Verpackungen, bekannte Marken-Designs, süße Formen. Kinder erkennen den Unterschied nicht.

Ein Kind im Krankenhaus mit Überwachungsgeräten, während Eltern eine Verpackung halten.

Was passiert, wenn ein Kind versehentlich ein Edible isst?

Die ersten Anzeichen sind oft unspezifisch: Unruhe, Rötung der Augen, Schwindel, Übelkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis. Später kann es zu Halluzinationen kommen - das Kind sieht oder hört Dinge, die nicht da sind. Manche Kinder werden apathisch, andere extrem ängstlich oder aggressiv. Die Wirkung kann bis zu 24 Stunden anhalten.

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind ein Edible gegessen hat: Handeln Sie sofort.

  1. Behalten Sie Ruhe - Panik macht die Situation nur schlimmer.
  2. Prüfen Sie, was genau das Kind gegessen hat (Verpackung, Menge, THC-Gehalt).
  3. Rufen Sie den Giftinformationsdienst an: In Deutschland ist das die Nummer 089 19240.
  4. Bringen Sie das Kind nicht allein ins Krankenhaus - es könnte sich plötzlich verschlechtern.
  5. Bringen Sie die Verpackung mit - das hilft den Ärzten, die richtige Behandlung zu wählen.

Es gibt kein Gegenmittel gegen THC. Die Behandlung im Krankenhaus besteht aus Überwachung, Flüssigkeitszufuhr, Beruhigung und gegebenenfalls Beatmung. Die meisten Kinder erholen sich innerhalb von 24 Stunden - aber nur, wenn sie rechtzeitig behandelt werden.

Wie verhindert man, dass Kinder Edibles erreichen?

Die einfachste Regel: Edibles gehören nicht in den Haushalt mit Kindern. Wenn Sie sie trotzdem verwenden, halten Sie sie wie Medikamente: in einem verschlossenen, kindersicheren Behälter, hoch oben, außer Reichweite. Nicht in der Schublade neben den Müsliriegeln. Nicht auf dem Küchentisch. Nicht im Kühlschrank neben der Milch.

Informieren Sie auch andere Erwachsene: Großeltern, Freunde, Nachbarn. Viele wissen nicht, wie gefährlich Edibles für Kinder sind. Einige denken, „es ist doch nur Cannabis“ - als wäre es wie Alkohol. Aber Alkohol wird von Erwachsenen verstanden. Edibles sehen aus wie Süßigkeiten - und Kinder essen alles, was süß aussieht.

Was ist mit CBD-Produkten? Sind die sicher?

CBD-Produkte enthalten kaum oder kein THC und werden oft als „nicht psychoaktiv“ beworben. Aber: Die Qualität ist unreguliert. Viele Produkte, die als „CBD“ verkauft werden, enthalten trotzdem Spuren von THC - oft mehr als erlaubt. Und bei Kindern ist selbst geringes THC riskant. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät ausdrücklich davon ab, CBD-Produkte bei Kindern zu verwenden - es sei denn, es handelt sich um eine streng kontrollierte medizinische Therapie unter Aufsicht eines Arztes.

Eine kindersichere Aufbewahrungsbox mit Cannabis-Edibles auf einem hohen Regal.

Was sagt das Gesetz?

In Deutschland ist der Besitz und Verzehr von THC-haltigen Produkten - auch in Form von Cookies - für Erwachsene strafbar, es sei denn, es handelt sich um verschreibungspflichtige Medikamente. Für Kinder ist es nicht nur illegal, sondern auch ein Fall für das Jugendamt, wenn Eltern bewusst solche Produkte im Haushalt haben und Kinder gefährden. Die Polizei kann bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung einschreiten.

Es gibt keine Ausnahme für „einen kleinen Bissen“ oder „zum Ausprobieren“. Kinder haben kein Recht, diese Erfahrung zu machen - und Eltern haben keine Rechtfertigung, sie zu riskieren.

Was tun, wenn Sie ein Edible finden?

Wenn Sie ein unbekanntes Produkt finden, das wie ein Keks oder eine Schokolade aussieht, aber keine Zutatenliste hat: Werfen Sie es nicht einfach weg. Bringen Sie es zur Polizei oder zum Gesundheitsamt. Es könnte Teil einer größeren Gefahr sein - und andere Kinder retten.

Wenn Sie selbst Edibles verwenden: Denken Sie daran, dass Sie nicht nur für sich selbst verantwortlich sind. Sie tragen die Verantwortung für alle Kinder, die in Ihrer Nähe leben - ob nun Ihre eigenen, die Nachbarkinder oder die Kinder Ihres Freundes, die mal bei Ihnen spielen.

Was ist die wichtigste Lektion?

Edibles sind kein Spielzeug. Sie sind kein „moderner Snack“. Sie sind ein starkes, unkontrollierbares Medikament - und für Kinder tödlich gefährlich. Ein 10-Jähriger kann nicht verstehen, was THC ist. Er kann nicht abschätzen, was passiert, wenn er es isst. Und er kann nicht sagen: „Ich will das nicht mehr.“

Wenn Sie Cannabis verwenden - aus medizinischen, therapeutischen oder persönlichen Gründen - dann tun Sie es mit Respekt. Und mit Verantwortung. Nicht nur für sich selbst. Sondern für die Kinder, die um Sie herum leben.

Darf ein Kind ein CBD-Keks essen?

Nein. Selbst CBD-Produkte enthalten oft unerwartete Spuren von THC. Die Qualität ist nicht kontrolliert, und der Körper eines Kindes reagiert empfindlich auf alle Cannabinoide. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin warnt ausdrücklich vor dem Gebrauch von CBD bei Kindern - außer unter strenger ärztlicher Aufsicht.

Wie lange wirkt THC bei Kindern?

Die Wirkung kann 8 bis 24 Stunden anhalten, manchmal länger. Da Kinder THC langsamer abbauen als Erwachsene, bleibt es länger im Körper. Symptome wie Schläfrigkeit, Verwirrung oder Übelkeit können sich über mehrere Stunden hinziehen - und plötzlich verschlimmern.

Kann ein Kind sterben, wenn es ein Edible isst?

Todesfälle sind extrem selten, aber möglich - besonders bei hohen Dosen oder wenn das Kind bereits gesundheitliche Probleme hat. Die Hauptgefahr liegt in Atemdepression, Krampfanfällen oder schwerer Dehydrierung. In den USA gab es bereits Todesfälle bei Kindern nach dem Verzehr von Cannabis-Produkten. In Deutschland sind solche Fälle dokumentiert, aber nicht öffentlich bekannt - weil sie oft als „unklare Vergiftungen“ abgehandelt werden.

Was ist mit medizinischem Cannabis für Kinder?

Einige Kinder mit schweren Epilepsien bekommen unter strenger ärztlicher Kontrolle THC- oder CBD-haltige Medikamente. Das ist eine medizinische Behandlung, nicht ein „Snack“. Die Dosis wird milligrammgenau berechnet, und das Kind wird ständig überwacht. Das hat nichts mit einem Keks aus dem Supermarkt zu tun.

Wie erkenne ich, ob etwas ein Edible ist?

Viele Edibles sehen aus wie normale Süßigkeiten: Gummibärchen, Schokolade, Kekse, Lutschtabletten. Manche haben ein kleines Symbol wie ein Blatt, eine Zahl wie „5mg THC“ oder eine ungewöhnliche Verpackung. Aber viele haben keinerlei Kennzeichnung. Wenn Sie etwas finden, das nicht auf der Packung steht, was drin ist - nehmen Sie es nicht in die Hand. Werfen Sie es weg oder geben Sie es zur Polizei.