Wenn du dich mit Cannabis beschäftigst, stößt du immer wieder auf Begriffe wie THC und CBD. Aber was ist eigentlich der wahre Hauptakteur in der Pflanze? Die Antwort ist einfacher, als viele denken: Die zwei häufigsten Cannabinoide in der Hanfpflanze sind THC und CBD. Sie machen zusammen mehr als 90 % aller bekannten Cannabinoide in den meisten Sorten aus. Das ist kein Zufall - es ist Evolution in Aktion.
THC: Der bekannteste, aber nicht der stärkste Wirkstoff
THC, kurz für Tetrahydrocannabinol, ist der Stoff, der mit dem typischen Rausch assoziiert wird. Er bindet an die CB1-Rezeptoren im Gehirn und löst dadurch euphorische, entspannende oder manchmal auch verwirrende Effekte aus. Doch obwohl er der berühmteste Cannabinoid ist, ist er nicht immer der am häufigsten vorkommende. In vielen modernen Züchtungen liegt der THC-Gehalt zwischen 15 und 25 %. Bei Wildsorten oder industriellen Hanfarten ist er dagegen oft unter 1 %.
Was viele nicht wissen: THC entsteht nicht direkt in der Pflanze. Sie produziert erst THCA (Tetrahydrocannabinolsäure), eine nicht-psychoaktive Vorstufe. Erst durch Erhitzen - also beim Rauchen, Dampfen oder Kochen - wird THCA in aktives THC umgewandelt. Das nennt man Decarboxylierung. Ohne diesen Schritt bleibt die Wirkung aus.
CBD: Der stille Gigant
CBD, oder Cannabidiol, ist der zweite große Spieler. Im Gegensatz zu THC hat es keine psychoaktive Wirkung. Es verändert nicht deine Wahrnehmung, macht dich nicht high, aber es beeinflusst dein Nervensystem auf andere Weise. CBD wirkt entzündungshemmend, beruhigend und kann sogar die Wirkung von THC abmildern.
In vielen Sorten, besonders solchen, die für medizinische oder industrielle Zwecke gezüchtet wurden, ist CBD der dominierende Cannabinoid. Einige Hanfsorten enthalten bis zu 20 % CBD und weniger als 0,2 % THC - das ist legal in Deutschland. In diesen Pflanzen ist CBD nicht nur der häufigste Cannabinoid, er ist auch der wertvollste. Forschungen zeigen, dass CBD möglicherweise bei Angst, Schlafstörungen, Epilepsie und chronischen Schmerzen helfen kann. Die WHO hat CBD 2017 als sicher und nicht suchterzeugend eingestuft.
Warum sind THC und CBD so häufig?
Die Pflanze produziert diese beiden Cannabinoide nicht zufällig. Beide haben evolutionäre Vorteile. THC wirkt als natürlicher Insektenabwehrstoff - er stört das Nervensystem von Schädlingen. CBD dagegen schützt die Pflanze vor Umweltstress wie UV-Strahlung und Trockenheit. Beide Substanzen sind Teil eines komplexen Schutzsystems.
Aber es gibt noch einen praktischen Grund: Die menschliche Züchtung hat diese beiden Cannabinoide gefördert. Seit Jahrzehnten suchen Züchter nach Pflanzen mit hohem THC-Gehalt für den Freizeit- oder medizinischen Gebrauch. Gleichzeitig wurde CBD in den letzten 15 Jahren als therapeutischer Wirkstoff entdeckt. Die Nachfrage hat die Pflanze dazu gebracht, immer mehr davon zu produzieren. Heute gibt es Sorten, die fast nur CBD enthalten - und andere, die fast nur THC haben.
Andere Cannabinoide - warum sie weniger vorkommen
Du hast vielleicht von CBG, CBC, THCV oder CBN gehört. Das sind alle echte Cannabinoide, aber sie kommen in winzigen Mengen vor. CBG, zum Beispiel, ist die Mutter aller Cannabinoide - sie ist der Ausgangspunkt, aus dem THC und CBD entstehen. Aber die Pflanze wandelt die meisten CBG-Moleküle schnell in THC oder CBD um. Deshalb enthält eine reife Pflanze oft nur 1 % oder weniger CBG.
THCV, das du im Titel erwähnt hast, ist ein interessanter Fall. Es kommt in einigen afrikanischen und asiatischen Sorten vor, aber in der Regel nur in Spuren - meist unter 0,5 %. Es wirkt anders als THC: In niedrigen Dosen unterdrückt es den Appetit, in hohen Dosen kann es sogar psychoaktiv sein. Aber es ist kein Massenprodukt. Es ist ein Nischenstoff, nicht ein Hauptakteur.
Wie misst man die Konzentration?
Die Menge an THC und CBD wird in Prozent angegeben - also wie viel Gramm davon in 100 Gramm Trockenmasse enthalten sind. Ein Cannabispflanze mit 18 % THC enthält 18 Gramm THC pro 100 Gramm Blüten. Das klingt viel, ist aber realistisch bei modernen Sorten.
Labore nutzen Hochleistungsflüssigkeitschromatografie (HPLC), um die genaue Zusammensetzung zu bestimmen. Diese Tests sind Standard bei kommerziellen Produkten in Deutschland. Wenn du ein CBD-Öl kaufst, sollte der Hersteller einen Analysebericht (Certificate of Analysis) zur Verfügung stellen. Darin steht genau: Wie viel CBD, wie viel THC, und ob andere Schadstoffe enthalten sind.
Was bedeutet das für dich als Nutzer?
Wenn du Cannabis für medizinische Zwecke nutzt, ist CBD oft die bessere Wahl - besonders wenn du keine psychoaktiven Effekte willst. Für Menschen mit Schlafproblemen, Angst oder chronischen Schmerzen kann CBD eine sanfte, aber wirksame Option sein.
Wenn du dagegen die psychoaktive Wirkung suchst, ist THC der Schlüssel. Aber Achtung: Hohe THC-Werte können bei manchen Menschen Angst oder Paranoia auslösen. Deshalb ist eine ausgewogene Mischung aus THC und CBD oft die beste Lösung. Viele Patienten berichten, dass Produkte mit einem Verhältnis von 1:1 (THC:CBD) besonders gut verträglich sind.
Und wenn du dich für THCV interessierst - dann sei dir bewusst: Es ist kein Hauptbestandteil. Du findest es nur in speziellen Sorten, oft aus Afrika oder Südostasien. In Deutschland ist es praktisch nicht verfügbar, außer in extrahierter Form in Nischenprodukten.
Die Zukunft: Mehr als nur THC und CBD
Obwohl THC und CBD die Hauptakteure sind, wird die Forschung immer mehr andere Cannabinoide untersuchen. CBG könnte bei Glaukom helfen. CBC könnte die Regeneration von Nervenzellen fördern. THCV könnte bei Diabetes eine Rolle spielen. Aber diese Wirkstoffe sind wie Nebenfiguren in einem Film - sie haben Potenzial, aber sie sind nicht die Hauptrolle.
Die Zukunft liegt nicht darin, nur einen einzigen Cannabinoid zu suchen. Sondern darin, die gesamte Bandbreite der Pflanze zu nutzen - den sogenannten „Entourage-Effekt“. Das bedeutet: Die Wirkung ist stärker, wenn viele Cannabinoide und Terpene zusammenwirken. THC und CBD sind der Grundstock, aber sie arbeiten am besten im Team.
Welche Cannabinoide sind in Deutschland legal?
In Deutschland ist CBD legal, solange der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. THC selbst ist nur in verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Sativex oder Dronabinol erlaubt. Freiverkäufliche Produkte mit THC sind verboten, auch wenn sie unter 0,2 % liegen, wenn sie als „Genussmittel“ vermarktet werden. Die Rechtslage ist komplex und wird oft missverstanden.
Ist CBD wirklich wirksam?
Ja, aber nicht für alles. Starke wissenschaftliche Beweise gibt es für CBD bei bestimmten Formen von Epilepsie, wie dem Dravet-Syndrom. Auch bei Angststörungen, Schlafproblemen und chronischen Schmerzen zeigen Studien positive Effekte. Aber viele Behauptungen - etwa dass CBD gegen Krebs hilft - sind nicht belegt. Es ist kein Wundermittel, aber ein vielversprechendes Naturprodukt mit klaren Anwendungsgebieten.
Warum wird THCV oft als „neuer Trend“ beworben?
Weil es sich gut vermarkten lässt. THCV wird als „anti-high“-Cannabinoid oder Appetitzügler angepriesen. Aber die meisten Produkte enthalten nur winzige Mengen - oft weniger als 0,1 %. Die Wirkung ist bei diesen Dosen kaum messbar. Es ist ein Marketingbegriff, der auf echte Forschung verweist, aber selten echte Wirkung bietet.
Kann man THC und CBD selbst anbauen?
In Deutschland ist der Anbau von Cannabis mit mehr als 0,2 % THC illegal - auch für den Eigenbedarf. Du darfst nur Hanfsorten anbauen, die offiziell als „industrieller Hanf“ zugelassen sind und einen THC-Gehalt von unter 0,2 % haben. Selbst dann ist der Anbau genehmigungspflichtig. Wer ohne Erlaubnis THC-haltige Pflanzen züchtet, macht sich strafbar.
Wie finde ich ein gutes CBD-Produkt?
Achte auf drei Dinge: Erstens, der THC-Gehalt muss unter 0,2 % liegen. Zweitens, der Hersteller muss einen unabhängigen Laborbericht (CoA) veröffentlichen. Drittens, die Inhaltsstoffe sollten einfach sein: CBD-Öl, Trägeröl (z. B. Hanföl oder Olivenöl), vielleicht natürliches Terpen. Keine künstlichen Aromen, keine Zuckerzusätze. Wenn du das findest, ist es ein seriöses Produkt.