Stell dir vor, du sitzt an einer Bar, bestellst einen Cocktail - und darin ist Cannabis. Klingt wie aus einem Science-Fiction-Film? In einigen Ländern ist es schon Realität. In Deutschland ist die Situation kompliziert, aber nicht unmöglich. Die Frage ist nicht nur, ob man Cannabis in einen Alkoholdrink mischen kann - sondern ob man das überhaupt darf, wie es funktioniert und was dabei passiert.
Technisch geht es - aber wie?
Cannabis enthält THC, das fettlöslich ist. Alkohol löst es nur schlecht. Deshalb kann man einfach getrocknetes Marihuana nicht in Wodka rühren und erwarten, dass es wirkt. Der Trick liegt in der Zubereitung. Um THC in einen Drink zu bringen, muss es erst extrahiert werden - meist mit Fett oder Alkohol als Lösungsmittel. Ein gängiger Weg: Cannabis wird mit Butter oder Kokosöl erhitzt (Decarboxylierung), dann wird diese Ölmischung in einen Alkoholdrink gerührt. Manche verwenden schon vorgefertigte THC-Tinkturen, die in Alkohol gelöst sind. Diese sind in Apotheken oder spezialisierten Shops erhältlich - aber nur mit ärztlicher Verschreibung.
Ein einfacher Cannabis-Cocktail könnte also aus Wodka, THC-Öl, Zitronensaft und einem Hauch Honig bestehen. Der Geschmack ist nicht immer angenehm, aber durch Fruchtsäfte oder Kräuter lässt er sich gut verbergen. Einige Bars in Kanada oder den USA servieren solche Drinks seit Jahren - mit klaren Dosierungen und Etiketten. In Deutschland ist das anders.
Rechtlicher Status: Wo steht Deutschland 2025?
Seit April 2024 dürfen Erwachsene in Deutschland bis zu 25 Gramm Cannabis für den privaten Gebrauch besitzen und bis zu drei Pflanzen anbauen. Aber: Das gilt für die Pflanze, nicht für verarbeitete Produkte in Getränken. Alkoholische Drinks mit THC fallen unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Auch wenn du das Cannabis selbst angebaut hast, darfst du es nicht in einen Cocktail mischen und verkaufen - oder sogar an Freunde geben. Das gilt als Herstellung und Abgabe von Betäubungsmitteln. Strafbar. Selbst wenn du es nur für dich machst: Die rechtliche Grauzone ist groß. Werden Spuren von THC in deinem Blut nachgewiesen, während du fährst oder arbeitest, kannst du trotzdem strafrechtlich belangt werden.
Es gibt eine Ausnahme: Medizinisches Cannabis. Wenn ein Arzt dir THC-Öl verschreibt, darfst du es auch in Getränken verwenden - aber nur für dich. Der Verkauf oder die gemeinsame Nutzung bleibt verboten. Keine Bar, kein Restaurant, kein Party-Event darf in Deutschland legal THC-haltige Cocktails servieren. Selbst wenn der Alkoholgehalt niedrig ist - das THC macht es illegal.
Was passiert, wenn man Cannabis und Alkohol mischt?
Einige Leute denken, dass Cannabis den Alkohol „abmildert“. Tatsächlich ist es umgekehrt. Studien zeigen: Wer THC und Alkohol zusammen konsumiert, hat ein höheres Risiko für Übelkeit, Schwindel und Koordinationsstörungen. Der Körper verarbeitet beide Substanzen über die Leber - und sie verstärken sich gegenseitig. Der Effekt: Du fühlst dich schneller betrunken, die Wirkung von THC wird stärker und länger. Das ist besonders gefährlich, wenn du Auto fährst oder Maschinen bedienst.
Eine Studie der Universität von Colorado (2023) mit 1.200 Teilnehmern ergab: Wer Cannabis und Alkohol kombinierte, hatte dreimal häufiger Unfälle als Nutzer von nur einer Substanz. Die Reaktionszeit sank um 40 %. Die Kombination erhöht auch das Risiko für akute Angstzustände und Paranoia. Es ist kein „cooler Trip“ - es ist ein Risiko, das viele unterschätzen.
Was gibt es stattdessen?
Du willst einen entspannten Drink, aber keine rechtlichen Probleme? Dann gibt es Alternativen. CBD-haltige Getränke sind legal - solange sie weniger als 0,2 % THC enthalten. Viele Unternehmen in Deutschland verkaufen jetzt CBD-Tonic, CBD-Limonade oder CBD-Wein. Sie wirken beruhigend, ohne high zu machen. Du kannst sie in Bioläden, Apotheken oder online kaufen. Sie enthalten keine berauschende Wirkung - aber sie unterstützen Entspannung und Schlaf.
Ein weiterer Weg: Alkoholfreie Cannabis-Drinks. Die neue Generation von Getränken nutzt Terpene - die Aromastoffe aus der Hanfpflanze - ohne THC. Diese Drinks schmecken nach Zitrone, Lavendel oder Holunder und wirken durch Duft und Aroma entspannend. Sie sind nicht psychoaktiv, aber sie geben dir das Gefühl, etwas „besonderes“ zu trinken. Viele Bars in Berlin, München oder Hamburg bieten sie an - und sie sind komplett legal.
Wie du sicher experimentierst - wenn du es tust
Wenn du trotzdem experimentieren willst: Fange klein an. Nutze nur medizinisches THC-Öl mit klarer Dosierung (z. B. 5 mg THC pro Tropfen). Mische maximal einen Tropfen in einen Drink. Warte mindestens 90 Minuten, bevor du mehr nimmst. Der Effekt von oral aufgenommenem THC verzögert sich - du denkst, es wirkt nicht, und nimmst mehr. Dann kommt die Wirkung plötzlich und überwältigend.
Trinke niemals auf nüchternen Magen. Iss etwas Fettiges davor - Avocado, Nüsse, Butterbrot. Das hilft der Aufnahme. Vermeide Kombinationen mit starkem Alkohol. Ein Glas Wein mit THC ist riskanter als ein alkoholfreier CBD-Drink. Und: Nie fahren. Nie arbeiten. Nie alleine sein, wenn du zum ersten Mal probierst.
Die Zukunft: Wird es legal?
In den USA, Kanada und einigen europäischen Ländern boomt der Markt für Cannabis-Getränke. In Deutschland gibt es schon Diskussionen über eine Legalisierung von verarbeiteten Cannabiserzeugnissen - inklusive Getränken. Die Bundesregierung prüft 2025 eine Reform des BtMG, die den privaten Konsum von THC-Produkten erleichtern könnte. Aber: Solange keine klare Regelung für verarbeitete Produkte existiert, bleibt alles in der Grauzone.
Was wahrscheinlich kommt: Zertifizierte, dosierte THC-Drinks aus Apotheken - ähnlich wie bei medizinischem Cannabis. Keine Bars, keine Partys. Nur mit Rezept. Und selbst das ist noch Jahre entfernt.
Derzeit bleibt die einfache Wahrheit: Du kannst Cannabis in einen Alkoholdrink mischen. Technisch möglich. Rechtlich riskant. Gesundheitlich riskanter. Und in Deutschland: immer noch illegal. Besser: Warte auf die offiziellen Lösungen. Sie kommen - aber nicht, weil du es ausprobierst. Sondern weil die Politik endlich aufklärt.