Ist Myrcen eher indica oder sativa? Die Wahrheit hinter dem Terpen

Von Florian Schneider    An 10 Dez, 2025    Kommentare (0)

Ist Myrcen eher indica oder sativa? Die Wahrheit hinter dem Terpen

Wenn du dich für die Wirkung von Cannabisprodukten interessierst, hast du wahrscheinlich schon mal von Myrcen gehört. Es ist das am häufigsten vorkommende Terpen in Cannabis - und es wird oft als der Grund dafür genannt, warum man sich nach einer Indica-Sorte müde und entspannt fühlt, während eine Sativa-Sorte dich wach und kreativ macht. Aber ist Myrcen wirklich ein verlässlicher Indikator dafür, ob eine Sorte eher indica oder sativa ist? Die Antwort ist komplex - und sie hat weniger mit Pflanzenklassen zu tun, als du denkst.

Was ist Myrcen eigentlich?

Myrcen ist ein natürlich vorkommendes Terpen, das nicht nur in Cannabis, sondern auch in Hopfen, Mango, Thymian und Zitronengras zu finden ist. Es hat einen erdigen, leicht süßlichen Duft - fast wie frisch geschnittenes Gras mit einem Hauch von Gewürz. In der Chemie ist es ein monoterpens, das eine einfache molekulare Struktur hat und leicht in die Blut-Hirn-Schranke eindringt. Das macht es zu einem der wichtigsten Terpene, wenn es um die Wirkung von Cannabis geht.

Myrcen wird oft als „sedatives Terpen“ bezeichnet, weil es in höheren Konzentrationen (über 0,5 %) mit einer beruhigenden, muskelentspannenden Wirkung assoziiert wird. Studien aus dem Jahr 2020 an Mäusen zeigten, dass Myrcen die Wirkung von THC verstärken kann, indem es die Aufnahme des Cannabinoids ins Gehirn erleichtert. Das bedeutet: mehr Myrcen kann dazu führen, dass du schneller und intensiver von THC beeinflusst wirst - unabhängig davon, ob die Pflanze als indica oder sativa klassifiziert ist.

Die Myrcen-Mythe: Indica = viel Myrcen, Sativa = wenig Myrcen

Viele Anbieter behaupten, dass Indica-Sorten hohe Myrcen-Werte haben (oft über 1 %), während Sativa-Sorten nur wenig davon enthalten. Das klingt logisch - und es wird oft als Verkaufsargument verwendet. Aber die Wissenschaft sagt etwas anderes.

Ein 2023 analysierter Datensatz von über 1.200 Cannabis-Sorten aus Kalifornien, Colorado und den Niederlanden zeigte: Myrcen kommt in **beiden** Sortentypen in ähnlichen Konzentrationen vor. Einige Sativa-Sorten hatten Myrcen-Werte von bis zu 1,8 % - höher als viele sogenannte Indica-Sorten. Umgekehrt enthielten einige Indica-Sorten weniger als 0,3 % Myrcen. Die Klassifizierung nach indica/sativa sagt also gar nichts über den Myrcen-Gehalt aus.

Warum gibt es dann diese Verbindung? Ganz einfach: Es ist eine historische Fehlinterpretation. Frühe Züchter in den 1970er Jahren beobachteten, dass bestimmte Pflanzen mit dicken Blättern und einer „body high“-Wirkung oft hohe Myrcen-Werte hatten. Sie nannten sie „Indica“. Später, als die Terpenforschung aufkam, nahm man an, Myrcen sei der Grund - und machte es zum Markenzeichen von Indica. Doch die Wirkung kommt nicht nur von Myrcen. Sie entsteht aus dem Zusammenspiel von THC, CBD, anderen Terpenen und sogar Flavonoiden.

Zwei Laborflaschen mit Cannabis-Ölen und schwebenden Terpenmolekülen, keine Beschriftung.

Was bestimmt wirklich die Wirkung?

Wenn du dich fragst, warum du nach einer Sorte müde wirst und nach einer anderen wach, dann schau nicht nur auf die Bezeichnung „Indica“ oder „Sativa“. Schaue auf die Terpenprofil und die Cannabinoid-Zusammensetzung.

Myrcen ist nur ein Teil des Puzzles. Andere Terpene spielen eine mindestens genauso wichtige Rolle:

  • Limonen: Zitrusduft, kann aufmunternd wirken - oft in Sativa-Sorten, aber auch in einigen Indicas.
  • Caryophyllen: Pfefferartig, bindet an CB2-Rezeptoren - hat entzündungshemmende Eigenschaften.
  • Linalool: Lavendelduft, stark beruhigend - kommt in vielen Sorten vor, die für Schlaf und Angst verwendet werden.
  • Pinen: Pinienholzduft, kann wachmachend wirken - oft in Sativas, aber auch in einigen Hybrid-Sorten.

Und dann ist da noch das Verhältnis von THC zu CBD. Eine Sorte mit 18 % THC und nur 0,5 % CBD wird dir eine andere Wirkung bringen als eine mit 12 % THC und 8 % CBD - selbst wenn beide denselben Myrcen-Gehalt haben. Die sogenannte „Entourage-Wirkung“ beschreibt genau das: Die Wirkung entsteht durch das Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe, nicht durch einen einzelnen Stoff.

Myrcen und H4CBD: Was hat das miteinander zu tun?

H4CBD - das hydrierte Cannabidiol - ist ein neuartiger Cannabinoid, der durch chemische Umwandlung von CBD entsteht. Es wirkt stärker an den CB1-Rezeptoren als normales CBD und hat eine leicht sedierende, aber nicht psychoaktive Wirkung. In vielen H4CBD-Produkten wird Myrcen als Zugabe verwendet - nicht, weil es „indica“ ist, sondern weil es die Aufnahme von H4CBD verbessert und die beruhigende Wirkung verstärkt.

Ein Produkt mit 25 % H4CBD und 1,2 % Myrcen wird dir eine tiefere Entspannung bescheren als ein Produkt mit 25 % H4CBD und 0,1 % Myrcen. Hier geht es nicht um indica oder sativa - sondern um die Kombination von Wirkstoffen. Der Hersteller fügt Myrcen nicht hinzu, um „indica-ähnlich“ zu wirken. Er fügt es hinzu, weil es funktioniert.

Abstrakte Silhouette mit farbigen Wellen für Entspannung und Energie, keine Texte.

Wie du das richtige Produkt für dich findest

Wenn du auf der Suche nach einem Produkt bist, das dich entspannt - egal ob für Schlaf, Schmerzlinderung oder Stressabbau - ignoriere die Bezeichnungen „Indica“ oder „Sativa“. Stattdessen:

  1. Prüfe den Myrcen-Gehalt: Ab 0,5 % wirkt es beruhigend, ab 1 % stark.
  2. Schaue auf das Terpenprofil: Linalool und Caryophyllen verstärken die Entspannung, Limonen und Pinen wirken aufmunternd.
  3. Beachte das THC:CBD-Verhältnis: Bei H4CBD-Produkten ist THC oft nicht vorhanden - aber CBD und H4CBD wirken synergistisch.
  4. Vertraue auf Labortests: Ein seriöser Anbieter gibt dir Zugang zu einem Zertifikat (COA), das die exakten Werte auflistet - nicht nur „hoher Myrcen-Gehalt“.

Ein Beispiel: Ein H4CBD-Öl mit 20 % H4CBD, 0,8 % Myrcen, 0,4 % Linalool und 0,2 % Caryophyllen wird dir eine tiefe, körperliche Entspannung bescheren - ohne dich zu betäuben. Ein anderes mit 20 % H4CBD, 0,1 % Myrcen, 0,6 % Limonen und 0,3 % Pinen wird dich wach und fokussiert halten - perfekt für den Tag.

Myrcen ist kein Sorten-Label - es ist ein Wirkstoff

Die Idee, dass Myrcen ein Indikator für indica oder sativa ist, hält sich nur, weil sie einfach klingt. Aber die Wirklichkeit ist komplexer. Myrcen ist kein Marker für Pflanzentypen - es ist ein aktiver Wirkstoff, der die Erfahrung beeinflusst, unabhängig von der botanischen Herkunft.

Wenn du ein Produkt mit hohem Myrcen-Gehalt kaufst, kaufst du nicht eine „indica-ähnliche“ Erfahrung. Du kaufst eine Erfahrung, die durch die chemische Zusammensetzung geprägt ist. Und das ist viel mächtiger als eine alte Klassifizierung, die vor 50 Jahren entstand, als niemand die Terpene kannte.

Deine Wirkung hängt nicht davon ab, ob die Pflanze als „Indica“ verkauft wird. Sie hängt davon ab, was in der Flasche ist. Und das kannst du messen. Lies die Labortests. Verstehe die Terpene. Vertraue nicht auf Namen - vertraue auf Zahlen.

Ist Myrcen nur in Indica-Sorten enthalten?

Nein, Myrcen kommt in sowohl Indica- als auch Sativa-Sorten vor. Studien zeigen, dass viele Sativa-Sorten höhere Myrcen-Werte haben als einige Indica-Sorten. Die Klassifizierung nach indica/sativa sagt nichts über den Myrcen-Gehalt aus.

Warum wird Myrcen oft mit Entspannung in Verbindung gebracht?

Myrcen kann die Aufnahme von THC und anderen Cannabinoiden durch die Blut-Hirn-Schranke erleichtern und hat selbst eine leicht sedierende Wirkung. In Konzentrationen über 0,5 % wird es oft mit tieferer Entspannung, Muskellösung und Schlafförderung assoziiert - unabhängig von der Sortenbezeichnung.

Sollte ich bei H4CBD-Produkten auf Myrcen achten?

Ja, besonders wenn du eine beruhigende Wirkung suchst. Myrcen verstärkt die Wirkung von H4CBD und kann die Entspannung deutlich verbessern. Ein Produkt mit 0,5 % oder mehr Myrcen wird in der Regel effektiver sein als eines mit weniger als 0,2 %.

Wie erkenne ich ein qualitativ hochwertiges H4CBD-Produkt?

Ein hochwertiges Produkt liefert einen detaillierten COA (Certificate of Analysis) mit den exakten Werten für H4CBD, Myrcen, andere Terpene und eventuell vorhandenes THC. Vermeide Produkte, die nur „natürliches Terpenprofil“ oder „indica-ähnlich“ als Beschreibung nutzen - ohne Zahlen.

Kann Myrcen auch aufmunternd wirken?

Nein, Myrcen wirkt nicht aufmunternd. Es ist ein sedatives Terpen. Wenn du dich nach einem Produkt wach fühlen sollst, dann liegt das an anderen Terpenen wie Limonen oder Pinen - nicht an Myrcen. Ein Produkt mit hohem Myrcen und niedrigem Limonen wird eher müde machen.