Absinthe ist ein hochprozentiger Kräuterlikör mit einem Alkoholgehalt von 55‑74% vol.. Er wird aus Wermut (Artemisia absinthium), Anis, Fenchel und dem neuroaktiven Stoff Thujon gewonnen. Der berühmte grüne Geist hat seit dem 19.Jahrhundert mit seiner komplexen Geschmack- und Wirkungspalette für Gesprächsstoff gesorgt.
Auf einen Blick
- Starker Kräuter‑ und Anisgeschmack, leicht bitter
- Wärmegefühl im Körper, gepaart mit leichter Entspannung
- Gelegentliche leichte Halluzinationen oder verstärkte Kreativität
- Risiko von übermäßigem Alkoholkonsum und Thujon‑Überdosierung
- Sichere Trinkweise: Verdünnen, mit Zuckerwasser servieren
Historischer Hintergrund und kulturelle Bedeutung
Im späten 18.Jahrhundert entwickelte Pierre‑Antoine Girard den ersten kommerziellen Absinthe. Schnell wurde er zum Lieblingsgetränk von Künstlern wie Van Gogh und Oscar Wilde. Die Prohibition‑Ära gegen das Getränk begann um 1900, weil man Thujon fälschlicherweise als starkes Gift ansah. Erst 1988 wurde die Beschränkung in der EU aufgehoben, wobei ein Höchstwert von 35mg/kg Thujon zulässig blieb.
Die Chemie hinter dem grünen Feuer
Die beiden Schlüsselbestandteile Alkohol und Thujon wirken synergistisch. Alkohol liefert die klassische Betäubung, während Thujon - ein Monoterpen‑Keton - als GABA‑Antagonist leichte neuronale Erregung auslöst. In typischen Proben liegt Thujon zwischen 30und120mg/kg, weit unter den heute gesetzlich erlaubten Schwellen.
Psychische Effekte: Was fühlt man?
Die meisten Konsumenten berichten zuerst von einer intensiven Wärme im Oberkörper. Das entsteht, weil Alkohol die periphere Vasodilatation fördert. Kurz darauf setzt ein leichtes Entspannungsgefühl ein, ähnlich wie bei einem Glas Rotwein, jedoch mit einer stärkeren sensorischen Schärfe durch Anis und Fenchel.
Bei moderaten Dosen (ca. 30‑40ml) können einige Menschen leichte visuelle Phänomene erleben: Farben erscheinen gesättigter, Muster im Raum scheinen zu „bewegen“. Diese Halluzinationen sind selten stark und dauern meist nur wenige Minuten. Wissenschaftliche Studien aus den 1990‑er‑Jahren (z.B. UniversitätParis‑Sorbonne) zeigen, dass Thujon allein keine psychedelischen Effekte erzeugt, sondern eher die Wahrnehmungsfilter des Gehirns leicht lockert.
Ein weiterer häufig genannter Effekt ist die gesteigerte Kreativität. Viele Schriftsteller und Bildhauer behaupten, dass Absinthe ihre Gedankenflüsse beschleunigt hat, sodass Ideen schneller zusammenfließen. Ob das ein Placebo‑Effekt ist oder tatsächlich durch die leichte Aktivierung des limbischen Systems geschieht, bleibt offen.
Sinneserlebnis: Geschmack und Geruch
Der Geschmack ist eine Mischung aus süß‑bis‑bitterem Anis, würzigem Fenchel und einer unverkennbaren Wermutbitterkeit. Beim traditionellen Servieren wird ein Zuckerwürfel auf einem speziellen Löffel über den Glasrand gelegt und dann mit kaltem Wasser (3‑5mal das Volumen) übergossen. Dieser "Louche"-Prozess lässt das Getränk milchig trüben - ein visueller Hinweis darauf, dass die ätherischen Öle emulgiert werden.
Der Geruch ist intensiv, mit Noten von Anis, Lakritz und einer leicht erdigen Unterströmung vom Wermut. Dieser aromatische Komplex stimuliert die olfaktorischen Rezeptoren und trägt zusätzlich zur Wahrnehmungsverschiebung bei.

Sicherheit, Risiken und verantwortungsvoller Konsum
Der Alkoholgehalt von Absinthe macht ihn zu einer potenziell gefährlichen Spirituose, wenn er unvermittelt in großen Mengen konsumiert wird. Empfehlenswert ist ein moderater Konsum von 20‑30ml pro Sitzung, idealerweise über mehrere Minuten verteilt.
Thujon‑Überdosierung ist äußerst selten, da die gesetzlichen Obergrenzen streng kontrolliert werden. Symptome bei einer extremen Überdosierung (mehr als 500mg Thujon) können Übelkeit, Erbrechen und selten Krampfanfälle sein. Wer Medikamente nimmt, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (z.B. Benzodiazepine), sollte vorsichtig sein, weil Alkohol die Wirkung verstärken kann.
Ein weiterer Aspekt ist die mögliche Entwicklung von Alkoholabhängigkeit. Wie bei jedem hochprozentigen Getränk sollte man regelmäßige Pausen einlegen und nur in geselliger Atmosphäre trinken.
Absinthe im Vergleich zu anderen Spirituosen
Eigenschaft | Absinthe | Gin | Whisky |
---|---|---|---|
Alkoholgehalt | 55‑74% vol. | 37‑47% vol. | 40‑55% vol. |
Hauptaroma | Wermut, Anis | Wacholder, Zitrus | Rauch, Getreide |
Typische Wirkung | Wärme, leichte Halluzinationen | Erfrischend, leicht bitter | Wärme, tiefe Entspannung |
Legalität von Thujon | max. 35mg/kg | nicht relevant | nicht relevant |
Der Vergleich zeigt, dass nur Absinthe das spezielle Thujon enthält, das für die gelegentlichen Halluzinationen verantwortlich ist. Gin und Whisky bieten hingegen andere aromatische Profile, die weniger stark die Sinneswahrnehmung verändern.
Praktische Tipps für den Genuss
- Serviere immer mit kaltem Wasser und Zucker - das mildert die Bitternote.
- Trinke langsam, um den Alkohol- und Thujon-Effekt zu spüren, ohne zu überfordern.
- Vermeide das Mixen mit starken Energydrinks - das erhöht das Risiko von Herzrasen.
- Wähle Marken, die den EU‑Thujon‑Grenzwert einhalten; Qualitätszeichen wie „AOP Suisse“ geben zusätzliche Sicherheit.
- Bei Schwangerschaft, Lebererkrankungen oder Medikamenteneinnahme lieber ganz darauf verzichten.
Fazit: Was macht Absinthe so besonders?
Absinthe kombiniert einen hohen Alkoholgehalt mit dem einzigartigen Wirkstoff Thujon, was zu einer Mischung aus körperlicher Wärme, leicht veränderter Wahrnehmung und einer kreativen Stimmung führt. Bei verantwortungsvollem Konsum - also in kleinen Mengen, gut verdünnt und keiner Vorerkrankung - bleibt das Erlebnis ein kulturelles Highlight, das seit über zwei Jahrhunderten Künstler und Genießer fasziniert.
Häufig gestellte Fragen
Welchen Alkoholgehalt hat Absinthe?
Absinthe liegt typischerweise zwischen 55% und 74% vol., was ihn zu einer der stärksten Spirituosen macht.
Macht Absinthe Halluzinationen?
Leichte visuelle Halluzinationen können bei moderaten Dosen vorkommen, sind aber selten stark und dauern nur wenige Minuten. Der Hauptgrund ist das Thujon, das die Wahrnehmungsfilter leicht lockert.
Wie sollte man Absinthe richtig servieren?
Traditionell wird ein Zuckerwürfel auf einem speziellen Absinthe-Löffel platziert, dann wird kaltes Wasser (3‑5mal das Volumen) darüber gegossen. Der Drink trübt dabei milchig, ein Vorgang namens "Louche".
Gibt es gesundheitliche Risiken?
Ja. Durch den hohen Alkoholgehalt kann übermäßiger Konsum zu Alkoholvergiftung führen. Thujon‑Überdosierung ist sehr selten, aber bei extrem hohen Dosen möglich. Wer leiser konsumiert und die gesetzlichen Thujon‑Grenzwerte beachtet, minimiert das Risiko.
Ist Absinthe heute legal?
Ja, in der EU und vielen anderen Ländern ist Absinthe legal, solange der Thujon‑Gehalt 35mg/kg nicht überschreitet. In den USA gibt es ähnliche Beschränkungen, die jedoch von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren können.